• azolus@slrpnk.net
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    3 months ago

    Ist alles sehr vielschichtig. Irgendwie hat eine potentielle Arbeiterpartei auch damit zu kämpfen, dass das Klassenbewusstsein halt komplett gestorben ist. Niemand nimmt sich halt überhaupt mehr als “Arbeiter” wahr.

    Es gibt aber sehr wohl ein Krisenbewusstsein und einen Hass auf das nebulöse “Establishment”. Das ließe sich zu echtem Klassenbewusstsein ausbauen imo, wenn man mehr Wahlkampf mit Existenzsicherung macht (Miete, Lebensmittelkosten, Arbeitsbedingungen etc.) und anfangen würde Vermieter, “Arbeitgeber”, Konzerne etc. für die von ihmen verursachten Probleme verantwortlich zu machen anstelle nur zu fordern, dass Milliardäre ein wenig mehr Steuern zahlen.

    Irgendwo habe ich neulich als Erklärungsansatz (Küchentischpsychologie) gelesen, dass viele Menschen nicht wählen, was ihnen nutzt, sondern wählen für die Umstände, in denen sie gerne wären. Wie sie sich selbst sehen.

    Ja aber diese FDP Dullies erreichst du eh nicht. Die PdL muss neben der klassischen Basis auch auf die desillusionierten Nichtwähler abzielen und wenns gut läuft gräbt sie dabei noch ein paar von den verzweifelten Protestwählern ab. Wir brauchen keine weitere linksliberale Partei, die sich in ihrer Rolle als kleiner Koalitionspartner anbiedert um ein paar Prestigeprojekte durchzuboxen, sondern eben eine Partei die sich konsequent gegen den zerstörerischen Kapitalismus wendet und dadurch die Legitimation für die neoliberalen Parteien angreift.

    • kossa@feddit.org
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      3 months ago

      Ja. Bin ich voll bei dir. Nur das hier

      Miete, Lebensmittelkosten, Arbeitsbedingungen

      macht Die Linke ja. Ich folge deren Mastodon Account. Diese Themen (plus Vermögensteuer) werden da immer wieder gespielt (und ich vermute eben auch auf anderen Kanälen). Eigentlich kaum was anderes, manchmal noch Antifaschismus oder irgendein Gedenktag. Speziell zu dem Mietending haben die ja auch in ein paar Großstädten diesen Mietbremsen- und Nebenkostencheck, der tatsächlich mal medial präsent war.

      Aber die Message kommt nicht durch. Weiß auch nicht warum.

      • azolus@slrpnk.net
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        3 months ago

        Aber die Message kommt nicht durch. Weiß auch nicht warum.

        Am Ende des Tages können wir nur rätseln, da meines Wissens nach keine wirklich belastbaren wissenschaftlichen Erhebungen zum Thema existieren. Ich persönlich würde aber die These aufstellen, dass das an der wahrgenommen Konstruktivität ggü. den anderen parlamentarischen Parteien liegt.

        Die zusehends prekär lebenden, eher bildungsfernen Wähler, die den neoliberalen Einheitsbrei hassen (also die, die für die “dIe AlTpArtEieN” Hetze der AfD anfällig sind), sehen, dass die PdL einen zweiten Wahlgang für Merz ermöglicht, um “Chaos” (i.e. eine Blamage für das Establishment) zu vermeiden und dass die PdL in Landesregierungen auch für das Aufrüstungspaket im Bundesrat gestimmt hat. Sie sehen, wie Reichinnek grinsend den Spahn empfängt und wie van Aken immer wieder erzählt, die Union müsse auf die Linke zugehen, um eine stabilisierende, langfristige Lösung für die Schuldenbremse zu finden. Und das finden sie beschissen, weil die SPD, die Union und die Grünen für sie alles Lügner und Verbrecher sind (du wärst überrascht, was ich so im Haustürwahlkampf gehört habe bisher), die nicht in politischer Verantwortung stehen sollten. Am Ende klebt eben ein gewisser establishment-vibe an der Partei, der aus der Kooperationsoffenheit herrührt. Die einzige Partei, die da performativ als Fundamentalopposition agiert, ist - auch erzwungenermaßen wegen Brandmauer - die AfD. Dass die Linke inhaltlich eine tatsächliche Alternative wäre, dringt nicht durch, da ihr konstruktives Auftreten ggü. den etablierten Parteien zu einem Glaubwürdigkeitsverlust führt.